Es besteht Verwechslungsgefahr bei den Bezeichnungen Becken kippen und Becken aufrichten. Wie kippt man das Becken vor und zurück? Beziehungsweise was ist vorne und was zurück? Was ist aufrichten? Was macht die Hüfte dabei?

Dass es bei dieser Thematik gerne Missverständnisse gibt, liegt an der Betrachtung.

Eine Frage der Betrachtung

Schaut man seitlich auf die Person, ist das Hüftgelenk die Drehachse für die Bewegung des Beckens. Das Becken befindet sich sowohl oberhalb, als auch unterhalb der Drehachse.

Wenn ich jetzt sage: „Kippe das Becken nach vorn.“ Und meine damit den oberen Teil des Beckens, dann kippt das Becken in Richtung Hohlkreuz, also in Richtung der Wirbelsäulenstreckung.

Muskulär erledigen diese Aufgabe die Hüftbeuger und/oder die Rückenstrecker.

„Kippe das Becken nach hinten“ bedeutet demnach dann die Bewegung in Richtung Wirbelsäulenbeugung.

Genauso gut kann aber der  untere Teil des Beckens gemeint sein, dann bedeutet der selbe Satz „Kippe das Becken nach vorne“ eine Beckenkippung in Richtung der Wirbelsäulenbeugung. Dies kann die Bauchmuskulatur durch vorne hoch ziehen und die Pomuskulatur durch hinten runter ziehen bewerkstelligen.

„Das Becken aufrichten“ kann zwar auch zur Verwechslung führen, aber hier ist zumeist ein nach vorne gekipptes Becken (Sicht auf oberen Teil/Hohlkreuzposition) nach hinten hin aufzurichten gemeint. Dies hat dann eine Begradigung der Wirbelsäule zur Folge.

Die Einstellung des Beckens spielt eine wichtige Rolle bei Kraftübungen, bei Haltungsgewohnheiten im Alltag und auch beim Laufen.

Bei der Diskussion um den sitzende Laufstil spielen diese Verwechslungen eine Rolle und alle reden an einander vorbei.

Beim sitzenden Laufstil ist das Becken nach hinten gekippt (Sicht auf oberen Teil) und die Wirbelsäule wie beim faulen Sitzen in Richtung Beugung positioniert. Deshalb sieht auch die Hüftstreckung nach viel weniger aus.

Und der ganze Bewegungsablauf der Beine scheint weiter vorne stattzufinden. Jedenfalls ist das Becken beim sitzenden Laufstil der Hauptkern und nicht der Fußaufsatz, die (fehlende) Hüftstreckung oder sonstiges.

Viel Spaß beim Becken kippen und aufrichten 🙂

Jochen Steinmaier, Ihr Trainerman. Kraft Coach München – gesund trainieren.